Warum haben es Remakes heutzutage so schwer?

Pola Swanson; Made with Canva

Hallo allerseits!

Diese Woche möchte ich euch einen Artikel zum Thema Remakes vorstellen. Mit Remakes meine ich nicht die in den letzten Jahren in den Trend gekommenen Reboots. Der Unterschied ist leicht erklärt: Reboots holen die Mutterserie zurück – meistens mit dem alten Cast, dem gleichen Serienuniversum und auch der selben Vergangenheit. Ein gutes Beispiel ist Will & Grace. Die Serie wurde praktisch wiederaufgenommen – zusammen mit allen Darstellern der Urserie. Man hatte zwar einige Änderungen an den „Originalgeschichten“ vorgenommen (z.B. gab es Babys im Finale der 8. Staffel, die dann bei der Wiederaufnahme nicht mehr existierten), nichtsdestotrotz wurde das Serienuniversum sonst nicht groß verändert. Wir steigen praktisch da ein, wo wir aufgehört haben. Natürlich sind ein paar Jährchen vergangen, aber das ist ja nicht weiter schlimm.

Remakes hingegen bedeutet, dass die gesamte Geschichte noch einmal komplett neu erzählt wird. Ein Beispiel hier ist z.B. „Die Nacht vor der Hochzeit“ , welches einige Jahre später ein Remake unter dem Titel „Die oberen Zehntausend“ bekam. Streng genommen basieren beide Filme auf einem Theaterstück, dennoch kam der Film „Die Nacht vor der Hochzeit“ etwa 16 Jahre zuvor heraus und beide erzählen in etwa die gleiche Geschichte. Dazu ist der erste Film auch die erste filmische Adaption des Theaterstücks – soweit ich weiß.

In Remakes gibt es zwar auch oft ein paar neue Aspekte, die in die Geschichte eingebaut werden, dennoch spielt man die Grundgeschichte des Originals mehr oder minder nach. Es scheiden sich die Geister, wie viel „neues“ ein Remake beinhalten muss. Ist es zu viel, sagen die Fans, dass die Grundgeschichte vielleicht nicht genug respektiert wird. Aber wird zu wenig verändert, wird jeder sagen, dass man das Original nur kopiert und ergo niemand ein Remake braucht. Streng genommen kann ein Remake also eigentlich nur alles falsch machen.

So oder so, gerade in den letzten Jahren haben Remakes einen immer schlechteren Ruf erhalten. Die Qualität, heißt es oft, komme nie an den Originalfilm heran. Man kopiere zu viel oder zu wenig. Man wolle nur Geld machen. Andere wiederum sagen, dass Remakes auch Lust machen können, das Original wieder in den Vordergrund zu rücken. Dass man vielleicht so neue Fans erreicht, damit das Original nicht in Vergessenheit gerät.

Und doch gibt es auch Ausnahmen bei den Regeln. Denn nicht jedes Remake wird per se schlecht angenommen. „A Star Is Born“, z.B., hatte diverse Remakes (Ein Stern geht auf – Wikipedia) und dennoch gewann das letzte Remake mit Lady Gaga und Bradley Cooper einen Oscar – und das vor gar nicht allzu langer Zeit.

Grundsätzlich habe ich das Gefühl, dass es Remakes früher einfacher hatten. Bzw. Filme von damals, die heute ein Remake erhalten. Das kann nicht nur damit zu tun haben, dass Schauspieler früher talentierter waren oder man sich mehr Mühe gab. Mit dieser Logik würde heutzutage ja überhaupt kein Film mehr erfolgreich sein.

Woran kann es also liegen, das Remakes von Filmen aus den goldenen Jahren es einfacher hatten?

Nun, ich kann nicht jedes Remake vergleichen. Dennoch ist mir eine Idee gekommen, die bei dem Thema zwar nur die Oberfläche ankratzt, aber dennoch ein Grund sein kann, warum es Remakes einfacher haben, dessen Originale bereits länger zurückliegen, bzw. warum selbst Remakes aus dem Jahr 1956 heute als genauso gut wie das Original aus dem Jahr 1940 gelten.

Reisen wir kurz in die Vergangenheit. Sagen wir … wir befinden uns im Jahr 1938. Es war eine Fernsehlose Zeit. Es gab Radios, Kinos, Bücher und Zeitungen. Aber Fernsehen? Oh nein. Und von VHS, Videos und Blu-rays wollen wir gar nicht erst anfangen.

Wenn ein Film ins Kino kam, hat man ihn entweder gesehen – oder nicht. Man konnte sich nicht darauf verlassen, ob der Film jemals wiederholt werden würde. Wenn man also einen Film nicht schauen konnte, bekam man vielleicht nie mehr die Chance darauf. Anders als heute. Heute werden Filme ins Fernsehen, auf Streaming-Plattformen, Blu-rays und DVDs gebracht. Oft kriegen wir einen Film, der erst einige Jahre alt ist, fast gratis nachgeworfen. Wir haben die freie Auswahl, was unsere Filmgewohnheiten betrifft. Natürlich können wir ins Kino. Aber fehlt uns Zeit oder Geld, so ist das nicht schlimm, denn nur wenige Wochen später gibt es bereits die DVD des verpassten Films zu kaufen. Und bei einigen Filmen, wie z.B. bei „Halloween Kills“, der im 2021 erschien, konnte man neben der Kinopremiere den Film bereits gleichzeitig auf einer Streaming-Plattform schauen. Da musste man gar nicht mehr auf sein Home-Media-Vergnügen warten.

Früher war so etwas schier unmöglich und wahrscheinlich auch unvorstellbar. Deshalb war es auch nicht ungewöhnlich, dass 16 Jahre später ein Film wie „Die oberen Zehntausend“ ein vollkommen neues Kinoerlebnis gewesen sein musste und sich kaum noch einer an „Die Nacht vor der Hochzeit“ erinnerte.

Mit den Jahren veränderte sich die Technik und die Medienwelt jedoch enorm. Das Fernsehen kam auf und damit würde es in den nächsten Jahren die neue Erfindung der Wiederholungen geben. Filme, die die Menschen besonders toll fanden, würden nun mehrmals im Fernsehen gezeigt. Mit dem Aufkommen von mehr und mehr Fernsehsendern bekam man die Möglichkeit, dutzende von Sendungen, Shows und Filme unterzubringen. Die Sendezeit betrug irgendwann nicht mehr nur 12h, sondern 24h und das 7 Tage die Woche. Das hieß, man war gezwungen, das zu zeigen, was die Leute sehen wollen. Und manchmal immer und immer wieder (Ja, ich sehe dich an, „The Big Bang Theory“ 😀 ).

Dann kam ab den 80ern die Home-Video-Ära auf. VHS, DVD, Blu-ray … und später das Streaming. Gefiel uns ein Film,  kauften wir ihn. Und je älter die Home-Medien wurden, umso billiger wurde es, sie zu kaufen. Und wenn sie dann doch mal zu teuer wurden, konnte man damals in die Videotheken gehen oder heute einfach online Filme leihen oder aber sein ohnehin abonniertes Streaming-Profil benutzen, um mal in einen Film reinzuschauen, der ganz interessant klingt.

Wir sehen unsere Lieblingsfilme nicht ein oder zweimal an, sondern unzählige Male. Und selbst die Filme, die wir nicht so gut finden, haben wir vielleicht trotzdem schon mehrmals geschaut. Also ist es klar, dass wir – wenn ein Remake erscheint – diese Filme bereits in- und auswendig kennen und sie deshalb viel genauer vergleichen. Und von nostalgischen Kindheitserinnerungen, die Remakes zerstören können und weshalb Fans auch ganz schnell mal ihre Fassung verlieren, will ich gar nicht erst anfangen.

Aber was, wenn wir den Film noch nicht kennen? Nun, wenn ich höre, dass ein Remake gedreht wird und ich das Thema interessant finde, dann schaue ich gerne vorher das Original. Heutzutage findet man das Original schnell irgendwo angeboten. Ob TV, Streaming oder DVD? Alles möglich. Und vor allem billig. Manchmal kommt es auch vor, dass man zuerst das Remake schaut und es hinterher mit dem Original vergleicht. Dass Remakes im direkten Vergleich oft schlechter abschneiden ist nachvollziehbar. Entweder, weil das Remake dem Original zu ähnlich ist – oder viel zu verschieden, weshalb die Frage aufkommt, warum man den Namen des Films benutzt, wenn sie sich doch kaum ähneln. Dahinter kann mitunter nur die Cash-Grabbing-Methode stecken. Was Fans von Anfang an abschreckt.

Ich persönlich habe ein ambivalentes Verhältnis zu Remakes. Einige Remakes haben mich tatsächlich zum Originalfilm gebracht – den ich, zugegebenermaßen, dann meistens besser fand. Ich wurde also nur durch ein Remake zum Fan. Mission accomplished!

Es gibt gute Remakes, doch viele finde auch ich eher schwierig zu beurteilen. Ich würde nicht sagen, dass sie die Originale zerstören, denn wenn ich sie wirklich nicht mag, schalte ich einfach weg. Nichtsdestotrotz sind sie oft nicht notwendig. Sicher, manchmal haben sie bessere Special-Effects, aber auch das kann nicht von einer schlechten Story wegtrösten. Trotzdem glaube ich, dass Remakes der Filmwelt nicht schaden. Durch sie spricht man wieder von den Originalen. Manchmal sind es längst vergessene Filme, die dann zu Kultfilmen wachsen. Sie geben uns die Möglichkeit, diese Filme wieder wertzuschätzen und schaffen es immer, uns zu wilden Diskussionen zu verführen. Und ich glaube, das ist unterm Strich nicht das schlechteste.

Insofern, bis zum nächsten Mal…

 

 

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