That’s what she said vs. How you doing? – Können The Office und Friends verglichen werden?

Pola Swanson; Made with Canva

Hallo allerseits,

dieses Mal bin ich zurück mit der Frage: Können The Office und Friends fair verglichen werden? In den letzten Jahren sieht man immer mal wieder, wie sich die Fans von The Office mit denen von Friends streiten. Das ist nicht neu, denn Friends-Fans und Seinfeld-Fans stritten sich in den 90er Jahren um gleiche Themen. Natürlich beanspruchen die Fans, das ihre Serie die einzig richtige ist, was Witz, Cast und Geschichten angeht. Währenddessen diejenige, die beide Serien mögen sich zurücklehnen und … nun … mehr Spaß und weniger Streit im Leben haben. Ist doch auch mal was.

Aber ist das eigentlich so einfach festzustellen? Kann man Friends und The Office tatsächlich vergleichen?

Meine Meinung? Eher nein.

Warum ist das so? Nun, beginnen wir am Anfang und finden es heraus.

Allein das Genre der beiden Serien ist komplett verschieden, auch wenn man dies nicht auf den ersten Blick nicht meinen mag. The Office ist eine Comedy Sendung. Das heißt, es gibt keinen eingespielten Laugh-Track, die Sendung wird nicht vor Publikum gespielt. Auch die Kulissen sind ein wenig freier aufgebaut. Anders als bei Sitcoms die vordergründig immer auf Bühnen zu finden sind – gerade wegen den Zuschauern. Friends ist eine Sitcom, die alle der oben genannten Merkmale aufweist. The Office hat eine Menge verschiedener Kulissen, diverse Innen- und Außenaufnahmen. Ein großer Vorteil, meines Erachtens, um so eine „realere“ Atmosphäre zu schaffen. Nichtsdestotrotz machen diese fehlenden Eigenschaften eine Sitcom nicht unbedingt schlechter.

Dazu  – und das muss man ganz nach oben stellen, weil das eigentlich der größte Unterschied ist –  gehört The Office zu den Mockumentery-Serien. Das heißt, es wird so getan, als sähe man eine Dokumentation eines – im Falle von The Office – Büros. Man verfolgt die Leute, die im Büro arbeiten und daher auch jedem, der ins Büro kommt oder mit ihnen zu tun hat. Friends hingegen soll das „wahre“ Leben darstellen. Man soll glauben, man schaue den Darstellern zu, wie sie ihr Leben leben, während es ziemlich deutlich gemacht wird, dass wir bei The Office nur die Ausschnitte sehen, die die „Kamera“ uns zeigt. Genau aus diesem Grund sieht man z.B. auch nicht jedes Mal, wenn Pam und Jim einen Wochenendausflug machen. Aber man sieht sie am „Montag“ den Redakteuren im Interview darüber berichten (und auch wenn es solche Episoden gibt, dann begleitet die Kamera die Protagonisten aus irgendwelchen Gründen).

Ein weiterer Unterschied ist für mich der Inhalt beider Sendungen. Bei Friends dreht sich alles um die Freundesclique, die in ihren 20ern und 30ern das Leben erkunden. Es gibt Nebencharaktere, dennoch wird der Hauptcast die gesamte Zeit eng beieinander gehalten. Es gibt keine Ausstiege, Recasts, niemand der hinzukommt. Die sechs Freunde bleiben von Anfang bis Ende, ohne Ausnahme. Ihre Geschichten drehen sich um die zwischenmenschlichen Beziehungen untereinander. Jobs, Familie, Love-Interests und andere Bekannte werden höchstens für kleinere Geschichten dazugeholt, und falls sie den Hauptcast zu sehr beeinträchtigen, wird die Geschichte umgeschrieben, sodass unsere Freunde wieder zum Hauptthema werden. Man siehe z.B. die Ross und Emily Geschichte. Dass Ross Rachels Namen am Altar sagt, zieht man Rachel automatisch in die Geschichte hinein. Die Möglichkeit, dass Emily eventuell für ein bis zwei Staffeln bleiben könnte und Teil der Clique wird, wird in keinster Weise versucht, wie in anderen Serien. Ebenso wird sie als Charakter ziemlich nach außen gedrängt. Wir sehen Ross‘ Versuche, die Hochzeit und die darauffolgende Trennung zu verarbeiten. Emily ist dabei selbst kaum mehr existent und spielt höchstens eine Gastrolle.  Auch als Mike, Phoebes späterer Ehemann, in den Cast kommt, wird sehr darauf geachtet, dass er nicht mehr Screentime in der Gruppe bekommt, als der Rest der Bande. Stattdessen wird er oft als „unabkömmlich“ gezeigt. Wie z.B. als er an Phoebes Geburtstag arbeiten muss. So steht die Gruppe wieder im Vordergrund.

Ganz anders bei The Office. Die Serie zeigt von Anfang an ziemlich deutlich, dass Charaktere kommen und gehen. So wie es im Leben nun mal so ist. Jim zieht für mehrere Folgen sogar aus Scranton weg. Als Zuschauer sehen wir solange ein neues Set und auch neue Charaktere wie Andy oder Karen, die nicht von Beginn dabei sind und später mit Jim nach Scranton zurückkehren. Gleichzeitig bleibt das Scanton Set aber erhalten und wir werden Zeuge von zwei verschiedenen Sets und Geschichten. Bei The Office werden Nebencharaktere in den Hauptcast befördert, wie z.B. Darryl. Einige Charaktere steigen aus (Bsp. Michael), andere fehlen für mehrere Folgen (z.B. Andy). Nebencharaktere kriegen öfters Episoden, wo sie auch im Focus stehen (DeAngelo), obwohl sie nur ein paar Folgen später wieder aus der Serie verschwinden. Und obwohl wir geliebte Charaktere wie z.B. Dwight haben, die den Handlungsbogen oft stark beeinflussen, so steht The Office ganz klar hinter dem Titel, dass es hier um das Leben im Büro handelt und es sich nicht unbedingt nur im die sich darin befindenden Charaktere drehen muss. Während Friends ganz klar die Freunde in den Fokus stellt und daraus kein Geheimnis macht.

Als nächsten Punkt kann man anmerken, dass The Office und Friends verschiedene Zuschauergruppen ansprechen. Friends sollte die Twens in den 90ern zeigen. Ihre Probleme und Wünsche darstellen. Noch nicht jeder weiß, was er mit seinem Leben tun möchte (z.b. Rachel), manche haben Geldprobleme, weil ihre Jobs ihnen nicht viel einbringen (z.b. Joey). Man feiert Partys, versucht erwachsen zu werden, zu heiraten und Kinder zu kriegen … Die Probleme werden ans Alter der Charaktere und damit den Zuschauern angepasst.

Derweil The Office durch seine Charaktervielfalt so gut wie alle Altersgruppen anspricht. Die Serie hat ältere Charaktere (z.b. Stanley) und jüngere (z.B. Jim). Charaktere, die ihren Job zunächst als temporär betrachten (z.B. Pam), Praktikanten (z.b. Ryan) oder Chefs (z.b. Michael). Die daraus resultierenden Probleme betreffen daher alle Altersgruppen und Klassen.  Es gibt die etwas wohlhabenderen Personen , genau wie diejenigen, die mit Geldproblemen zu kämpfen haben.  Man zieht einen etwas anderen Schnitt durch die Gesellschaft, als es bei Friends der Fall ist.

Fazit

Ich liebe beide Serien sehr und schaue sie mir gerne an. Jede Serie hat ihren eigenen Humor, was ich mag. Und ich mag es eben auch, dass beide so verschieden sind. Auch was ihre Geschichten betrifft.

Etwas, was beide Shows gemeinsam haben, ist, dass sie in den letzten Jahren hier und da in Kritik geraten sind. Bei The Office mit dem manchmal etwas herberen Humor und Friends wegen dem Mangel an Diversität im Cast. Fakt ist, beide Serien sind nicht dafür gedreht worden, um in zwanzig Jahren mit dem heutigen Standard gemessen zu werden. Aber das werden die Serien, die momentan gedreht werden, auch nicht. Wer weiß denn schon, wie sich die nächsten 20 Jahre entwickeln werden, an welchen Maßstäben sich die heute gedrehten Serien messen müssen. Einen solchen Vergleich zu ziehen ist immer unfair, deshalb sollte man eine Serie immer nur in dem eigenen historisch gesellschaftlichen Rahmen vergleichen, in dem sie damals erschienen ist.

Für mich sind sowohl Friends als auch The Office nicht zu vergleichen. Es sind zwei verschiedene Shows, die aber beide eine sehr hohe Qualität vorzuweisen haben. Ihre Drehbücher sind witzig, sie unterhalten uns. Und die Schauspieler zeigen uns eine wunderbare Leistung. Man sieht deutlich, wie viel Liebe zum Detail in beiden Serien steckt.

Sicher, man muss nicht beide Serien gleich oder überhaupt mögen. Jeder Geschmack ist verschieden. Und es ist in Ordnung, eine der beiden Serien mehr zu mögen. Und genau da zeigt es ja auch, dass die beiden Serien eben nicht zu vergleichen sind. Gerade weil es so viele Unterschiede gibt, die der eine mag und der andere nicht.

Insofern, bis zum nächsten Mal…

 

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